Warum die alte Schrift lernen?
Bist du bei deiner Ahnenforschung auf Dokumente gestoßen, die in der alten Kurrentschrift verfasst sind, und fragst dich, was dort wohl steht? Je tiefer wir in die Geschichte unserer Vorfahren eintauchen, desto häufiger begegnen uns diese alten Schriften. Doch keine Sorge – mit etwas Übung wirst du bald die Geheimnisse dieser Texte entschlüsseln! Es lohnt sich, sich mit der alten Schrift zu beschäftigen, auch wenn du erst einmal nur wenig lesen kannst. Aber es wird von Mal zu Mal besser und du wirst nicht darum herumkommen, wenn du dich mit der Ahnenforschung länger beschäftigen willst, denn du willst ja nicht bei jedem potenziellen Dokument jemanden fragen müssen.
Wie du die alten Dokumente entziffern kannst, und warum du in den Kirchenbüchern eher keine Sütterlinschrift finden wirst, siehst du hier in den nächsten Tagen.
Kurrent & Sütterlin
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Kurrentschrift die im deutschen Sprachraum gebräuchliche Schreibschrift, die wir in vielen alten Dokumenten finden. Oft wird diese Schrift als Sütterlinschrift bezeichnet, was so nicht ganz richtig ist, denn die Sütterlinschrift war eine erst 1911 von Ludwig Sütterlin entwickelte Variante der Kurrentschrift, die den Schülern und Schülerinnen das Schreiben erleichtern sollte. Die Sütterlinschrift setzte sich in den 1920er Jahren als Schulausgangsschrift durch. 1941 wurde die Deutsche Schrift im Deutschen Reich verboten und durch die lateinische Schrift ersetzt, die wir heute kennen.
ABC
Sicherlich hast du erst einmal das Gefühl, du kannst nichts lesen. Aber wenn du dir das ABC nebenhin legst und Buchstabe für Buchstabe versuchst zu lesen und zu entziffern, dann wird es von Text zu Text leichter gehen. Gib nicht gleich auf!
Irgendwann wirst du die Wörter wiedererkennen, die immer wieder vorkommen, und du wirst merken, dass sich die Wort-Endungen und Vorsilben immer wiederholen.
Um dir das Üben zu erleichtern, werde ich dir Beispiele zeigen und Tricks verraten, wie du dich an Wörter herantasten kannst, die du (erst) nicht lesen konntest.
Tipps beim Entziffern
Buchstabengruppen
Wenn du bei einem Wort keine Idee hast, was da stehen könnte, gehe Buchstabe für Buchstabe durch und reduziere die möglichen Buchstaben anhand der Ober- und Unterlängen und der Ähnlichkeiten. Dann sind es gar nicht mehr so viele, die in Frage kommen und du kannst dir das Wort leichter erschließen.
Buchstaben ohne Ober-/Unterlängen:
Buchstaben mit Oberlängen:
Buchstaben mit Unterlängen:
Buchstaben mit Ober- und Unterlängen:
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Wer alte Briefe oder Kirchenbucheinträge liest, kennt das Problem: In der Kurrentschrift sehen manche Buchstaben zum Verwechseln ähnlich! Besonders knifflig sind das „s“ und „f“, oder das „v“ und „r“. Kein Wunder, dass beim Lesen öfter mal Rätselraten angesagt ist. Aber keine Sorge – mit ein bisschen Übung wird’s einfacher!